„Expedition Arktis“ & weitere Buch-Tipps

Scheinbar endloses Eis, einhüllende Dunkelheit und faszinierende Forschungsfragen. Für alle, die mehr über die Arktis und ihre Expeditionen wissen möchten, haben wir eine Buchliste zusammengestellt. Mit vielfältigen Sichtweisen der größten Mission der Polarstern, aber auch auf vorhergehende – bis zum Vorbild, der „Fram“, vor über 100 Jahren.

Arktis-Expeditionen: Bücher über Menschen und Missionen

Esther Horvath: Expedition Arktis 

Großformatiger Bildband mit den Aufnahmen von Esther Horvath und ausführlichen Textteilen. Der Band wurde in der Kategorie „Sustainable Responsibility“ mit dem ITB BuchAward 2021 ausgezeichnet. 

Eine ausführliche Rezension findet sich unter der Bücherliste.

Prestel Verlag, 286 Seiten, 50,00 EUR 


Markus Rex: Eingefroren am Nordpol 

Hier berichtet Expeditionsleiter Markus Rex über sein Jahr im Eis – mit exklusiven Fotos von der Expedition, vielen Grafiken und Karten. 

Bertelsmann, 320 Seiten, 28,00 EUR 


Katharina Weiss-Tuider: Expedition Polarstern 

Das Buch erzählt von den Menschen an Bord der Polarstern, dem Abenteuer der Jahrhundert-Expedition und den historischen Vorbildern. Zudem werden wichtige Infos zur Entstehung des Klimas und dem Leben in der Arktis gegeben. 

Penguin Random House Verlagsgruppe, 128 Seiten, 22 EUR 


GEO-Ausgabe 3/2020, Titelthema „Gefangen im Eis“ 

Titelgeschichte: An Bord der Polarstern – ein Exklusiv-Bericht von der größten Arktis-Expedition aller Zeiten.

G+J Verlagsgruppe, Heft im Shop nachbestellbar


Fridtjof Nansen: Die norwegische Polarexpedition 

Das Buch handelt vom Norweger Fridtjof Nansen, der 1893 mit der eigens dafür gebauten „Fram“ zur Eroberung des Nordpols aufbrach. Drei Jahre später kehrte er in die Heimat zurück, ohne den Nordpol betreten zu haben. Seine Expedition macht ihn dennoch über Nacht über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt, denn seine Polarfahrt sprengte die Vorstellungen des bis dato für möglich Gehaltenen.  

Edition Erdmann, 320 Seiten, 14,90 EUR (Taschenbuch) 


Ingo Arndt: Logbuch Polarstern 

Das deutsche Forschungsschiff Polarstern hat schon viele Expeditionen miterlebt. Ende 2004 machte es sich im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts auf den Weg in die Antarktis, um ein einmaliges Experiment durchzuführen: Es dockt an eine riesige Eisscholle an und macht diese für mehrere Wochen für Wissenschaftler verschiedenster Nationalitäten zum Freiluftlabor. Fotograf Ingo Arndt und Journalist Claus-Peter Lieckfeld haben diese Expedition begleitet und liefern ein Logbuch der besonderen Art.  
Frederking & Thaler, 192 Seiten, 25,00 EUR 

Buch-Schaufenster zur Ausstellung

Im Rahmen der Polarnight-Ausstellung haben die Buchhandlung Isensee sowie die Buchhandlung Thye eigens Schaufenster zum Thema gestaltet. Hier finden sich die vorgestellten Bücher zur Ansicht.

Das Buch von Esther Horvath kann im Rahmen der Ausstellung an der Museumskasse erworben werden.

Rezension

„Expedition Arktis“, Esther Horvath, Sebastian Grote, Katharina Weiss-Tuider, Verlag: Prestel

Katja Hofmann hat sich Esther Horvaths bildstarken Band genauer angesehen. Die 21-Jährige studiert Medienwirtschaft und Journalismus an der Jade Hochschule Wilhelmshaven. Zurzeit absolviert sie ein Praktikum bei Mediavanti. Einer ihrer Aufgabenbereiche: die Organisation rund um die Polarnight-Ausstellung.

„Expedition Arktis“. So heißt der Bildband von Esther Horvath, in dem sie ihre fantastischen Fotos von der MOSAiC-Expedition festgehalten hat. Zugegeben, meine Berührungspunkte mit der Arktis haben sich bisher auf ein paar Dokumentarfilme und Lars den kleinen Eisbären beschränkt. Umso mehr hat mich ein erster Blick in das Buch begeistert – oder auf Neudeutsch „geflasht“. Es bei einem Blick zu belassen, fällt schwer, denn wenn man erst einmal angefangen hat, wird man direkt gefesselt von diesem gewagten Abenteuer in der Polarnacht.  

Kaja Hofmann entdeckt „Expedition Arktis“

Auf 286 Seiten erstrecken sich die Fotos teils über eine ganze Doppelseite, teils werden sie in Text eingebettet. Sie scheinen einheitlich dunkel, geheimnisvoll und lassen mich irgendwie fremd fühlen. Und trotzdem sind sie alle einzigartig. Von gigantischen Eisschollen bis hin zu mysteriösen Gerätschaften ist alles abgebildet und immer wieder frage ich mich: Was ist das? Kann es das wirklich geben? Wie funktioniert das? Antworten geben können die Personen, deren Porträts teilweise ebenfalls in dem Buch zu finden sind. Kluge und interessierte Augen von Forscherinnen und Forschern, Eisbärenwächterinnen und -wächtern und anderen Crewmitgliedern blicken aus gegen die Kälte vermummten Gesichtern in die Kamera. Schade, dass sie mir nichts erzählen können. Stattdessen kann ich lesen: Die Texte zu den Fotos wurden von Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider geschrieben und lassen einen an der Arktisexpedition, die vom Herbst 2019 bis Herbst 2020 stattfand, teilhaben. Spannend wäre wohl das passende Wort, um die Lektüre zu beschreiben. Ich muss aber zugeben, dass ich es auch ein wenig gruselig finde. Ich glaube, die Dimensionen des Schiffes, des Eises und der Tatsache, dass das Schiff im Eis eingeschlossen durch die Arktis trieb, lassen sich schwer erfassen.  

Das wohl bekannteste Bild ist jenes, das auch auf dem Cover zu sehen ist. Der Eisbrecher Polarstern ist in seine Eisscholle eingebrochen und steht seelenruhig da, seine Scheinwerfer strahlen in die pechschwarze Polarnacht. Das Eis und der Schnee im Vordergrund scheinen beinahe zu glatt zu sein, ich habe das Gefühl, sie müssten sich wie ein weicher Stoff anfühlen – was natürlich nicht sein kann. Das weiß-blau-rote Schiff scheint fehl am Platz, es ist zu hell und zu bunt und sieht aus wie ein Spielzeug. Nur die Krananlagen auf und neben der Polarstern erinnern mich daran, wie riesig der Eisbrecher wirklich ist und lassen mich immer wieder staunen. 

Mein Lieblingsfoto hingegen ist ein anderes. Es ist auf den Seiten 46 und 47 zu finden, also relativ weit vorn im Buch. Keines der Bilder, die ich beim weiteren Durchblättern betrachtet habe, ließ einen derartigen Schauer über meinen Rücken laufen. Zu sehen ist eine Konstruktion aus Metallrohren, Leitern, einem Wellblechdach und schwarz-gelbem Absperrband. Auf den ersten Blick könnte es ein Raum in Inneren des Schiffs sein, aber der Boden liegt voll mit Schnee. Von der Decke baumelt an einem Haken eine Person im typischen roten Schneeanzug. Keine Sorge – der Haken ist an einem Brustgurt befestigt und die Person lebt (hoffentlich). Aber das bleiche Scheinwerferlicht, das von oben fällt und in dem man die Schneeböen tanzen sieht, verschafft mir eine Gänsehaut. Das komplette Foto ist in einen eisblauen Stich getaucht. Man kann sich nur vorstellen, wie kalt es gewesen sein muss. Dass zu diesem Foto keine Beschreibung existiert, macht für mich einen besonderen Reiz aus. Ich weiß nicht, was die Person auf dem Foto tut, wieso sie an einem Gurt von der Decke hängt. Der Interpretationsfreiraum gefällt mir, der leicht unheimliche Touch macht es unwiderstehlich.  

Esther Horvath hat eine Fähigkeit, den Betrachtern ihrer Bilder ein wenig das Gefühl für Zeit und Raum zu nehmen. Auf den weiteren Seiten folgen Großaufnahmen von Eisbären, jedes einzelne Haar in ihrem dichten Fell scheint greifbar zu sein. Panoramablicke über die riesige, flache Schneelandschaft machen dies wieder wett. Ich vergesse, wie klein die Menschen im weiten Eis sind, bis Esther Horvath mich mit einem Bild wieder daran erinnert. Das Buch wurde in der Kategorie „Sustainable Responsibility“ mit dem ITB BuchAward 2021 ausgezeichnet. Verdient, wie ich finde. 

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Katja Hofmann

Katja Hofmann

In ihrem Journalismusstudium haben Katja Hofmann drei Dinge fasziniert: Wörter, spannende Geschichten und das eine mit dem anderen zu verbinden. Das stellt sie bei Mediavanti in vielfältigen Projekten als Volontärin unter Beweis.

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