Frauen in Führungspositionen:

„Will eine Frau Karriere machen, schafft sie das!”

Ist es heute noch nötig, Frauen zu ermuntern, „die inneren Barrieren einzureißen“, wie es Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg in ihrem Buch „Lean In: Women, Work, and the Will to Lead“ schreibt? Steigen Frauen inzwischen nicht ganz selbstverständlich in Führungspositionen auf und üben dort Macht aus? Und wie ist die Situation im Nordwesten Deutschlands? Für das Oldenburger Wirtschaftsmagazin haben wir drei weibliche Führungskräfte in einem Roundtable-Gespräch zu ihrer Meinung befragt. Hier veröffentlichen wir Auszüge.

 

Frage: Warum ist die Quote mit fünf Prozent Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen so niedrig?

Melanie Philip

Das sich Kennen in diesen festen Konstellationen der männlichen Vorstände scheint mir noch eine ganz wichtige Rolle zu spielen. Das war u.a. der Grund, weshalb man jetzt Frauen mit einer Quote den Zutritt zu diesen von Männern dominierten Positionen erleichtern will. Auch weil auf dieser Ebene generell nicht so häufig Wechsel stattfinden.

 
Andrea Munderloh

In einer Vorstandsposition sind Familie und Beruf sehr schwer zu vereinen. Hierfür muss man die Kraft, den Willen und die Bereitschaft haben, um ein starkes berufliches Engagement aufzubringen. Dieser Karriereweg ergibt sich nicht durch Zufall, ihm liegt eine bewusste Entscheidung zugrunde.

 
Inke Onnen-Lübben

Männer können ihren Karriereweg kontinuierlicher verfolgen. Wenn Frauen Kinder kriegen, entsteht nun einmal eine Lücke im beruflichen Lebenslauf. Das muss per se nicht ausschlaggebend sein. Die Frage ist aber, wie Unternehmen damit umgehen. Sie sollten realisieren, dass sie Potenzial verschenken.

Frage: Lässt sich der Aufstieg von Frauen in Führungspositionen überhaupt durch Quoten forcieren?

Melanie Philip

Der Ketteneffekt ist elementar: Wenn ein großes Unternehmen den Auftrag hat, eine gesetzliche Quote zu erfüllen, würde es langfristiger ansetzen und Frauen schon in früheren Stadien fördern. Sobald Frauen obere Führungspositionen besetzen, wird sich das Thema wahrscheinlich von allein erledigen.

 
Andrea Munderloh

Ich spreche mich gegen die Quote aus, weil ich der Meinung bin, dass nicht alles geregelt werden muss. Denn jede Vorgabe schränkt die Wirtschaft ein. Sie könnte ein Unternehmen behindern, indem sich schlicht keine Frau findet, die die Vorstandsposition besetzen kann. Soll die Stelle unbesetzt bleiben, weil die Quote nicht erfüllt werden kann?

 
Inke Onnen-Lübben

Wir können nicht von Gleichstellung sprechen, wenn das Verhältnis von Frauen und Männern in Führungspositionen sich nur formal und gezwungenermaßen bessert. Man sollte früher ansetzen und Frauen gezielt motivieren. Wenn eine Frau Karriere machen will, kann sie das schaffen – davon bin ich fest überzeugt.

Frage: Können Sie sagen, wie Sie führen und ob eine weibliche Note hineinspielt?

Melanie Philip

Ich würde sagen, mein Geschäftspartner und ich haben beide keine dominante, sondern eine umgängliche, vertrauensvolle Art. Grundsätzlich sind wir beim Führen sehr einer Meinung und blenden quasi das Geschlecht aus. Ich habe aber auch schon mit jemandem gearbeitet, bei dem die Rollenverteilung recht klischeehaft war.

 
Andrea Munderloh

Mein Führungsstil unterscheidet sich durchaus – aber nicht, weil ich eine Frau bin. Ich bin überzeugt, dass Emotionen in jeder Entscheidung und in jedem Gespräch involviert sind. Es geht aber auch um sachliche Strukturen und Lösungsansätze. Mir ist es wichtig, Themen offen im Team auf Augenhöhe zu diskutieren, um die besten Lösungen zu erarbeiten.

 
Inke Onnen-Lübben

Ich bin ziemlich tonangebend. Das liegt an meiner Verantwortung, die Dinge am Laufen zu halten und voranzutreiben. In Bezug auf den Führungsstil zwischen Mann und Frau zu trennen, finde ich schwierig. Viele Männer, die ich kenne, führen sehr kooperativ und sind bei den Mitarbeitern als umgänglich und ansprechbar bekannt.

Frage: Was halten Sie von dem Klischee, dass sich Frauen Misserfolge meist selbst zuschreiben, während Männer die Ursachen nicht bei sich suchen?

Melanie Philip

Meiner Meinung nach gehen Männer tatsächlich anders mit Rückschlägen um. Ich kann es nicht gut und musste es erst lernen. Bei Männern heißt es eher „Es hat sich nicht gerechnet“ als „Ich habe versagt“. Sie gehen selbstbewusster mit Misserfolgen um und sehen sie wirtschaftlich. Männer besetzen oft den betriebswirtschaftlichen Teil in der Führung.

 
Andrea Munderloh

Fehler passieren jedem. Aus ihnen sollte man für die Zukunft lernen. Ich hole mir dazu auch gern das Feedback von Mitarbeitern ein und möchte, dass sie mit Ideen und Lösungsvorschlägen zu mir kommen. So vorzugehen und auch einmal zuzugeben, dass man Hilfe braucht, das würde ich als eher weiblich bezeichnen.

 
Inke Onnen-Lübben

Frauen reden mehr über ihre Misserfolge. Männer lassen sich dagegen oft nichts anmerken und tauschen sich nicht darüber aus.

Frage: Wie kann man diese Unsicherheit ausräumen?

Melanie Philip

Indem man Mut hat zu scheitern.

 
Andrea Munderloh

Konfliktfähigkeit beweisen. Wer keinen Konflikt austragen kann, kann auch keine Führungsposition einnehmen.

 
Inke Onnen-Lübben

Das Umfeld spielt eine große Rolle: Es sollte fördern und Selbstbewusstsein vermitteln.

Das Gespräch führten Mareike Lange und Eva Tenzer.

Fotos: © Foto und Bilderwerk

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Mareike Lange

Als zertifizierte Social Media Managerin weiß Mareike Lange das Social Web als Marketing-Instrument zu nutzen und setzt als leitende Redakteurin Print- und Online-Projekte um.

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