Kann es für eine Ausstellung, die sich weitgehend mit Plastik-Recycling befasst, einen besseren Ort geben als eine Halle, die gewissermaßen ebenfalls ein zweites Leben geschenkt bekommt? Wohl kaum. Die ehemalige Packhalle am Oldenburger Hauptbahnhof ist genau die passende Location dafür. Und macht Lust auf mehr.
Von Manchester bis Toronto und New York, von Berlin bis ins Ruhrgebiet: In fast allen Metropolen gibt es sie, ausgediente frühere Fabrik- und Maschinenhallen, die heute kulturell, gastronomisch und zum Teil auch zum Wohnen genutzt werden. Oldenburg hat sich in den vergangenen Jahrzehnten schwer mit dem Erhalt solch historischer Bausubstanz getan, dennoch findet sich mit der Mohrmannhalle am Pferdemarkt auch hier ein – wenn auch kleines – Beispiel dafür.
Areal mit Potenzial
Rund um den Hauptbahnhof gab es noch vor zehn Jahren eine Reihe weiterer Hallen. Eine musste der neuen Jugendherberge weichen, der einstige Ringlokschuppen wurde dem Verfall preisgegeben. Und in der ehemaligen Packhalle hinter dem Postgebäude, in der zuvor Waggons voller Paketsendungen be- und entladen wurden, hatte die lokale Skaterszene ein Zuhause auf Zeit gefunden. Nach ihrem Auszug 2017 verschwand das rund 100 Meter lange und 16 Meter breite Gebäude auf dem Abstellgleis.
Dann aber stießen die Teams der Agentur Mediavanti und des Landesmuseums Natur und Mensch auf der Suche nach einer geeigneten Location für die Ausstellung „Planet or Plastic?“ auf das hinter dem Postgebäude und dem benachbarten Parkhaus versteckte Areal. Das Dach der Halle war marode, die Seitenwände wiesen etliche Löcher auf, der Müll stapelte sich. Und dennoch war man sich schnell einig: Hier geht was. Diese Halle hat Potenzial. Für die Ausstellung und für mehr.
Ausstellung wird zur Feuertaufe
Auch das Außengelände kurbelte die Fantasie an. Rund 3.500 Quadratmeter freie Fläche stehen hier zur Verfügung. Genügend Platz für Nutzungen der unterschiedlichsten Art. Und das alles mit einer unverstellten Aussicht auf den Bahnhof, Richtung Pferdemarkt und über das vordere Donnerschwee. Ein Bierchen in der Abendsonne mit verträumtem Blick auf vorbeiratternde Güterzüge? Hier geht das. Wenn Oldenburg irgendwo urban ist, dann an dieser Stelle.
So wird die Deutschlandpremiere von „Planet or Plastic?“ zugleich zur Feuertaufe für den Gleispark. In den letzten Monaten wurden Vereinbarungen mit dem Eigentümer der Immobilie getroffen, Strom- und Wasserleitungen verlegt, Halle und Außengelände entrümpelt und für den Publikumsbesuch hergerichtet. Zu- und Fluchtwege sind inzwischen definiert, ein Gastrokonzept entwickelt und erste Programmschwerpunkte festgelegt.
Aber keine Sorge: Der spezielle Charakter des Lost Place bleibt erhalten. Den Charme des Gleisparks, in dem in Zukunft vielfältigste Kulturevents und andere Veranstaltungen stattfinden sollen, macht schließlich gerade das Schroffe aus, das Unfertige und Improvisierte. Daran wird sich nichts ändern.
Das aktuelle Programm im Gleispark im Sommer 2022 findet ihr hier:
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