Vier Wochen Hagen und zurück

Als Volontärin bekomme ich bei Mediavanti Tag für Tag Gelegenheit, mich an neuen, spannenden Projekten auszuprobieren und dabei unermüdlich dazuzulernen. Dennoch fehlt im Agenturalltag auch mal die Zeit, um sich ausführlich mit der Theorie dahinter zu beschäftigen: Wie baue ich eine Reportage auf? Was muss ich rechtlich beachten, wenn ich ein Interview führe? Und wozu brauche ich einen Weißabgleich? Was in vielen Branchen die Berufsschule abdeckt, muss in einem Volontariat anderweitig Platz finden – zum Beispiel mit einem Grundlagenseminar im Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen. Hier vermitteln kompetente Dozenten umfassendes Wissen – von Medienrecht bis Medientraining, von Porträts schreiben bis Porträts fotografieren.

All das und noch viel mehr habe ich in meinem PR-Volontärsseminar gelernt. Ich habe auch Kontakte geknüpft und über den Tellerrand geblickt – nicht nur von Oldenburg nach Hagen, sondern vor allem in andere Arbeitsalltage: Wie arbeiten Volontäre in städtischen Pressestellen, in der Unternehmenskommunikation, in anderen Agenturen? Hier prallen (Berufs-)Welten aufeinander. Letztlich aber kämpfen wir alle mit denselben Herausforderungen: Zum ersten Mal allein losziehen und für eine Reportage recherchieren. Zum ersten Mal das Grußwort des Oberbürgermeisters schreiben. Zum ersten Mal eine Präsentation vor Kunden halten. Die Aufgaben könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Aufregung ist immer dieselbe. Die Freude über ein Erfolgserlebnis ebenfalls.

Volontär sein heißt Generalist sein

Pro Jahr kommen rund 140 Volontäre ins traditionsreiche Haus Busch. Thomas Müller, Leiter des Journalistenzentrums, hat in den letzten 20 Jahren viele Generationen neuer Volontäre betreut. Die Anforderungen seien in dieser Zeit deutlich gestiegen: „Volontäre müssen inzwischen mehr Kompetenzen abdecken als früher“, berichtet er. „Sie müssen heute immer auch Generalisten sein und jede Menge zusätzliche Kenntnisse mitbringen. Zum Beispiel in Social Media, Fotografie oder Bildbearbeitung.“

Die Seminarinhalte wurden nach und nach an die veränderten Anforderungen angepasst. So sind beispielsweise neue Themenschwerpunkte zum Online-Journalismus hinzugekommen. Andere wurden dafür gekürzt. „Vier Wochen bleiben nun einmal vier Wochen“, gibt Thomas Müller zu. „Für alle, denen ein Tag Pressemitteilungen schreiben oder Corporate Publishing nicht genügt, bieten wir deshalb auch themenspezifische Kurzseminare an.“ Zu diesen Gelegenheiten kommen viele ehemalige Volontäre zurück ins Haus Busch. Für Thomas Müller immer ein Grund zur Freude, denn „es ist natürlich immer wieder spannend zu sehen, was aus den jungen Kolleginnen und Kollegen geworden ist.“ Und auch ich bin gespannt, wohin die Zukunft all diejenigen, die ich im Seminar kennenlernen durfte, führen wird – beruflich wie persönlich. Denn in vier Wochen Hagen konnte ich nicht nur viel Neues für meine Arbeit mitnehmen, sondern auch die eine oder andere neue Freundschaft schließen.

Dazulernen in Theorie und Praxis

Gut die Hälfte der Seminarzeit ist wertvoller Theorie gewidmet. „Der Handwerkskoffer muss gut gefüllt sein, bevor Sie losziehen!“, lautet etwa das Motto des Dozenten Jörg Zimmer. Im Anschluss müssen wir Seminarteilnehmer selbst aktiv werden: ein eigenes Mitarbeitermagazin entwerfen, einen Shitstorm in den sozialen Medien bewältigen, eine PR-Kampagne für eine neue Touristenattraktion entwickeln. So kam jede und jeder auch mit Aufgabenstellungen in Berührung, die im eigenen Arbeitsalltag wenig oder gar keinen Platz finden. In meinem Fall: Reden schreiben. In meinem Volontariat bei Mediavanti (bisher) nicht gefragt. Ein für mich unnützer Kurs also? Weit gefehlt! Verschiedene Übungen zu Sprache und Stil etwa haben den Blick für die kleinen Feinheiten geschärft, die in einer Formulierung den Unterschied machen. Und warum man eine Rede nie mit „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ beenden sollte, weiß ich jetzt auch. Man darf eben nie vergessen, den Blick auch mal nach links und rechts schweifen zu lassen, statt immer nur geradeaus zu schauen.

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Lisa Knoll

Als studierte Sprachwissenschaftlerin schreibt Lisa Knoll lebendig und auf den Punkt. Ihr Lieblingsthema: interessante Menschen und ungewöhnliche (Lebens-)Geschichten.

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