Storytelling der Zukunft: Der User gestaltet mit

Visuelle Storys oder interaktive Inhalte

Durch gezieltes Erzählen von Geschichten wird nicht nur Journalisten, sondern auch Werbetreibenden die Möglichkeit eröffnet, ihre virtuelle Präsenz und damit ihre Werbung unvergesslich, zugänglich und vor allem unterhaltsam zu machen. Gerade das Stichwort Interaktivität scheint die Zukunft von digitalem Storytelling zu sein. Doch wie funktioniert es eigentlich und wie kann es gekonnt eingesetzt werden?

Storytelling schafft im besten Fall eine emotionale Beziehung zwischen Marken bzw. Unternehmen und ihren Kunden. Die Möglichkeiten der Personalisierung können durch kreative und persönliche Geschichten weiter entwickelt werden. Ein sehr bekanntes Beispiel ist „The Tutu Project“: Eine kleine Reportage über eine Kampagne für das Sammeln von Spendengeldern für Brustkrebspatientinnen/-en, die von der Deutschen Telekom unter dem Motto „Besondere Geschichten werden größer, wenn man sie teilt“ in einem TV-Spot genutzt wurde. Dieses Motto bestätigte sich: Millionenfach wurde das Video auf YouTube oder ähnlichen Plattformen angeschaut und auf Social-Media-Kanälen geteilt.

The TuTu Project’s Story Told in Germany

Storytelling heißt, Geschichten gezielt, bewusst und gekonnt erzählen

Es geht beim Storytelling vor allem um Klarheit, Verständlichkeit und eine deutliche Botschaft. Dabei kann die Geschichte berührend, lustig oder spannend sein, denn Langeweile ist tödlich für eine Marke. Sympathische Helden, überraschende Wendungen, oder die Einbettung in nachvollziehbare Situationen helfen dem Betrachter dabei, sich emotional angesprochen zu fühlen. Bestenfalls führt das dazu, dass er die Geschichte mit Freunden und Bekannten teilen möchte. Storytelling ist also kein Selbstzweck, sondern soll stets auf das Image-Konto des Unternehmens einzahlen.

Storytelling funktionert nur, wenn man seine Zielgruppen und ihre Bedürfnisse genau kennt

Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines Medienkonsumenten liegt nur noch bei acht Sekunden. Gerade bei der Beitragsflut in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram entscheiden also nur kurze Augenblicke über Like und Share.

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen. Erwachsenen, damit sie aufwachen“ (Jorge Bucay, argentinischer Autor)

Daher muss ein Storytelling im ersten Moment funktionieren und den Betrachter fesseln – eine genaue Analyse der Zielgruppe ist somit obligatorisch. Am besten betrachtet man die definierte Botschaft vom Kunden her: Welches Potenzial hat Sie? Ist Sie klar verständlich und eingängig? Dabei sollte gern um die Ecke gedacht werden, denn eine gute Geschichte macht Konsumenten besonders neugierig. Die Funktionalität von Produkten setzen Kunden mittlerweile voraus. Daher ist es viel wichtiger, sein Markenimage zu stärken und in den Köpfen der Konsumenten zu verankern.

Storytelling folgt einer Strategie, setzt auf Authentizität und schafft Mehrwerte

Beim Storytelling werden multimediale Inhalte, etwa Texte, Grafiken, Videos, Fotografien, Audiodateien etc. zu einer umfassenden Darstellungsform zusammengefügt und teilweise über Monate in verschiedensten Kanälen gestreut. Ein eindrucksvolles Beispiel für journalistisches Storytelling ist „Snow Fall – The Avalanche at Tunnel Creek“. Am 19. Februar 2012 brachen 16 Extremsportler zu einer riskanten Freeskiing-Abfahrt am Tunnel Creek in den Cascades im Nordwesten der USA auf. Vier von ihnen wurden unter einer Lawine begraben, nur einer überlebte. Über dieses Lawinenunglück schrieb der amerikanische Sportjournalist John Branch eine Reportage, aus der die New York Times ein Online-Feature gestaltete, das wiederum eine Lawine der Begeisterung im Netz auslöste und weltweit Verlage inspirierte, sich an neuen Formen des Aufbereitens journalistischer Inhalte zu versuchen.

The New York Times „Snow fall“

Storytelling’s Future

Das letzte Beispiel zeigt schon auf, dass es beim zukünftigen Storytelling vor allem darum gehen wird, dass die Zielgruppe Inhalte nicht mehr nur konsumiert, sondern sie mitgestaltet. User von heute sind es gewohnt, ständig ihre Nachrichten, Facebook-Feeds und Tweets zu checken. Dadurch hat sich auch sein Kundenerlebnis weiterentwickelt und nun erwartet er die Möglichkeit, Geschichte und eigene Erfahrungen aktiv seinen Bedürfnissen und Vorlieben anzupassen. Die Dynamik des digitalen Storytellings bewirkt, dass User Handlungsstränge und Erzähltiefe eigenständig und individuell wählen können. Vorteilhaft ist vor allem, dass medial breit gestreute Geschichten leichter zu konsumieren sind, als ein ellenlanger Text oder ein kompliziertes Videostück. Die Geschichtenhäppchen können so besser aufgenommen werden. Außerdem beweist diese Entwicklung, dass Storytelling eben nicht nur eine Geschichte mit linearem Erzählstrang sein muss, sondern sich häufig zu einer ganzen Welt formieren kann, die gemeinsam mit den Usern geschaffen wird:

„Gute Geschichten lassen Leerstellen für die Fantasie“ (Prof. Bernhard Pörksen, Universität Tübingen)

Vor allem das immer mehr aufkommende Thema Virtual Reality wird Storytelling auf eine neue Ebene heben und ganz neue Blickweisen ermöglichen. So hat Facebook zwei Milliarden Dollar für das Unternehmen Oculus bezahlt, das VR-Brillen und sogar VR-Kontaktlinsen entwickelt. Interaktivität und das Zusammenwirken verschiedener mediale Inhalte bereichern also nicht nur das Leben von vermeintlichen Digital Natives, sondern lassen sich für das Storytelling auf unermesslich kreative Art und Weise nutzen.

Autorin: Ramona Walter

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Redaktion Mediavanti

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